Felix Haltt informiert in hallobo.OST Mai 2024
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
eigentlich leben wir in Bochum ziemlich sicher. Die polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2023 weist für NRW sogar die beste Aufklärungsquote seit 1962 aus. Trotzdem fühlen sich viele Menschen eben nicht sicher. Der Bochumer Kriminologe Prof. Dr. Thomas Feltes ist vor einigen Jahren aufgrund seiner Langzeitstudien für Bochum sogar zu dem Schluss gekommen, dass die subjektive Kriminalitätsfurcht und die objektive Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, weit auseinanderklaffen. Geschürt würden Ängste vor allem auch durch die mediale Aufbereitung. Nachrichten erreichen uns über die Sozialen Medien auch immer unmittelbarer und verstärken so die Unsicherheit.
Die aktuellen Kriminalitätszahlen geben aber leider auch tatsächlich Anlass zur Sorge. Zwischen 2015 und 2019 sind in Bochum die Straftaten zurückgegangen. Die Corona-Maßnahmen haben dann auch das Kriminalitätsgeschehen stark beeinflusst. Nun sind aber die Kriminalitätsraten wieder gestiegen und haben wieder das Niveau von 2017/18 erreicht.
Besonders alarmierend ist aber vor allem die Verschiebung in der Altersstruktur der Tatverdächtigen. Mit über 2.000 Tatverdächtigen im Alter zwischen 14 und 21 Jahren im vergangenen Jahr ist es zu einer zunehmenden Verjüngung der Täterinnen und Täter gekommen. Bei Kindern, also bei denjenigen unter 14 Jahren, hat die Polizei Bochum über 700 Tatverdächtige im vergangenen Jahr ermittelt – rund 200 mehr als noch 2022. Die Polizei Bochum führt dies auf eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung zurück. Junge Menschen würden immer früher am öffentlichen Leben teilnehmen und seien häufiger alleine, zum Beispiel in Innenstädten, unterwegs.
Ein gesamtgesellschaftliches Problem wird niemand alleine lösen können. Hier braucht es eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure – vom Jugendamt über Polizei und Staatsanwaltschaft bis hin zum Land NRW. Präventive und repressive Maßnahmen müssen eng verzahnt werden, um kriminelle Karrieren frühestmöglich zu verhindern.
Das Konzept "Diversion vor Strafe" muss dabei weiter gestärkt werden. Darunter versteht man eine dem Tatgeschehen angemessene Reaktion ohne formelles, justizielles Verfahren. Die Reaktion soll vor allem zeitnah erfolgen, damit für Jugendliche noch ein Bezug zur Tat herzustellen ist. Als erzieherische Maßnahmen kommen dabei u.a. Schadenswiedergutmachung, Ableistung gemeinnütziger Arbeitsstunden oder Konflikttrainings in Frage.
Ihr Felix Haltt
Ratsmitglied aus Langendreer
hallobo.OST Ausgabe Mai 2024 als pdf-Dokument [externer Link]