FDP-Fraktion ist skeptisch gegenüber Denkmalidee für Langendreer und fordert Gesamtkonzept.
Der Westfälische Geschichtsverein Bochum schlägt vor, eine 3D-Replik der Germania auf dem ursprünglichen Sockel am Marktplatz Langendreer aufzustellen. "Über Denkmäler wird derzeit wieder intensiver diskutiert. Manche Stimmen setzen sich dabei für demonstrative Denkmalstürze ein, weil die ursprünglichen Aussagen nicht mehr in unsere Zeit passen und man sich davon distanzieren möchte. Damit verschwindet aber auch eine Chance, sich kritisch mit Vergangenheit auseinanderzusetzen", so Felix Haltt, Vorsitzender der FDP-Ratsfraktion Bochum. "Viele Denkmalstürze wären einfach eine falsche Bereinigungskultur. Ohne Denkmäler bewegen wir uns ein Stück weit blind durch unsere Stadt und Geschichte, wenn man Vergangenheit einfach nur entsorgt."
Die Denkmalidee für Langendreer sieht die FDP-Fraktion jedoch skeptisch. "Viele Denkmäler sind in Bochum in einem schlechten Zustand. Manche sind sogar von Zerfall bedroht. Auch der Sockel der Germania ist in keinem guten Zustand. Da wäre es erst einmal geboten, den derzeitigen Status zu verbessern, den Sockel immer gut freizuschneiden und das beschädigte Relief zu restaurieren", so Haltt, der selbst aus Langendreer stammt. "So wie ein Denkmalsturz ein symbolischer Akt ist, so würde sich auch mit einer Wiederaufstellung eines Denkmals eine Aussage verbinden. Die Germania steht seit über 40 Jahren nicht mehr am Platz, weil die Statue aus konservatorischen Gründen lieber im Stadtarchiv untergebracht wurde. Ob die Wiederaufstellung einer kriegerischen und nationalistischen Germania mit Schwert in unsere jetzige Krisenzeit, in der Kriegsangst wieder präsent ist, passt, ist für mich mehr als zweifelhaft."
Haltt weiter: "Eine neue Statue auf altem Sockel macht noch keine Erinnerungskultur. Eine Erläuterungstafel, so wie sie von Clemens Kreuzer vorgeschlagen wird, halten wir für den besseren Vorschlag. Darüber hinaus sollten wir aber diskutieren, ob die Fehlstelle auf dem Sockel nicht auch anders gefüllt werden kann. Denkmäler können neu zu denken geben, wenn man ihre Bedeutung und Geschichte diskutiert und auch neu interpretiert. Wie wäre es mit jeweils zeitlich begrenzten Künstler- oder Schülerprojekten, die etwas Neues auf den oder neben den Sockel setzen, was unser demokratisches Deutschland zeitgemäß darstellt, und so der ursprünglichen Aussage etwas entgegensetzt?"
Der Rat der Stadt Bochum hat in diesem Jahr im Rahmen der Bochum Strategie die neue Kernaktivität "Erinnern statt vergessen – Erinnerungskultur und Stadtgeschichte" verabschiedet. "Jetzt brauchen wir eine breite Debatte in der Stadtgesellschaft und ein Gesamtkonzept, wie wir eine moderne Form der Erinnerungs- und Gedenkkultur in Bochum mit Leben füllen. Historische Relikte einfach verfallen zu lassen, ist für mich jedenfalls keine Lösung. Wir können unserer Geschichte nicht ausweichen, sondern müssen uns ihr immer wieder stellen und so aus ihr lernen. Neue Wahrnehmungen können neue Erkenntnisse schaffen", so Haltt abschließend.